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Geschrieben von ALexikon

Was ist Pflanzenöl-Kraftstoff?

Pflanzenöl als Kraftstoff
Foto: Fotolia Urheber: by-studio

 

Unbehandeltes Pflanzenöl lässt sich in Dieselmotoren als Kraftstoff verwenden. Es ist ein Biokraftstoff und damit ein erneuerbarer Energieträger. Die Umweltbilanz ist gut, die Motoren stoßen nur rund 50 % der Rußpartikel, fast keine Schwermetalle oder Schwefel und auch deutlich weniger Feinstaub gegenüber dem Einsatz von Diesel aus. Allerdings ist die Umrüstung der Motoren erforderlich.

 

Ist Pflanzenöl-Kraftstoff Biodiesel?

Nein. Letzterer entsteht durch Umesterung bestimmter Pflanzenöle und auch tierischer Fette, denen Methanol oder Ethanol zugesetzt wird. Dieser Biodiesel lässt sich mit konventionellem Petrodiesel unbegrenzt mischen. Pflanzenöl-Kraftstoff ist hingegen reines Öl, in der Regel kommt Rapsöl zum Einsatz. In Deutschland und Mitteleuropa lässt sich Raps günstig anbauen und verarbeiten, doch es gäbe mehrere Tausend andere Pflanzen, aus denen Pflanzenöl-Kraftstoff gewonnen werden kann.

Die Idee ist nicht neu, schon Rudolf Diesel (1858 - 1913) experimentierte damit. Ein umgerüsteter Dieselmotor kann fast jedes Pflanzen- und Tieröl verbrennen, wenn es sehr rein ist sowie entwässert und neutralisiert wurde. Doch Erdöl war letzten Endes - und ist es bis heute - die billigere Alternative. Erstmals nach der 1970er Ölkrise dachte man wieder über alternative Kraftstoffe nach und reaktivierte die Idee des Pflanzenöl-Einsatzes, das nächste Mal wurde sie durch das gestiegene Umweltbewusstsein im ausgehenden 20. Jahrhundert in die Diskussion gebracht. Das beste verwendbare Öl in Mitteleuropa wäre möglicherweise Leindotteröl, doch Rapsöl ist wirtschaftlicher in der Erzeugung.

 

Eigenschaften von Pflanzenöl

Öl von Pflanzen ist eine sehr dichte Energieform, sein Heizwert liegt bei 37 MJ/kg. Das ist weniger als bei Benzin und Diesel (43 bzw. 42,5 MJ/kg), aber mehr als bei Steinkohle (30 MJ/kg). Wenn die Energiedichte auf das Volumen berechnet wird, was beim Einfüllen von Kraftstoff in einen Tank als maßgebende Größe gilt, liegt die Energiedichte mit 9,2 kWh/l zwischen Benzin und Diesel (8,6 bzw. 9,6 kWh/l).

Diesen guten Eigenschaften steht als Nachteil der höhere Flammpunkt gegenüber Diesel gegenüber. Das beeinträchtigt die sogenannte Cetanzahl (Zündwilligkeit). Wenn das pflanzliche Öl nicht warm genug ist, vernebelt es die Einspritzdüse im Brennraum nur unzureichend. Auch hat das Öl eine höhere Viskosität vor allem bei niedrigen Temperaturen. Das erhöht den Durchflusswiderstand in der Kraftstoffleitung, in den Einspritzdüsen und in der Einspritzpumpe.

 

Unter welchen Voraussetzungen kann Pflanzenöl als Kraftstoff genutzt werden?

Durch die genannten Beeinträchtigungen müssen Dieselmotoren für die Verwendung dieses Öls umgerüstet werden. Eine Erhitzung vor der Einspritzung ist unumgänglich, hierfür gilt als Qualitätsnorm die DIN 51605 für Rapsöl. Die Einspritzpumpe muss qualitativ sehr hochwertig beschaffen sein. Unter anderem Reiheneinspritzpumpen von Bosch gelten als sehr bewährt. Für die Modifikation des Motors sind folgende Umrüstungsschritte erforderlich:

  • Einbau eines Wärmeübertragers
  • Einbau eines geeigneten Filters
  • Einbau einer Kraftstoffleitung mit einem größeren Querschnitt

Trotz dieser Maßnahmen benötigt ein derart auf Pflanzenöl-Kraftstoff umgestellter Motor im Winter eine Zumischung von mindestens 10 % Winterdiesel. Es wurden schon spezielle Motoren für diese Kraftstoffvariante entwickelt (zum Beispiel der Elsbett-Motor), doch sie waren für eine Durchsetzung am Markt zu teuer. Ein Umbau auf eigene Faust beziehungsweise in einer Werkstatt kostet um 300 Euro. Dem modernen Common-Rail-Diesel lassen sich teurer umrüsten, anschließend können sie aber mit beiden Varianten – auf Diesel- oder Pflanzenölbasis – gefahren werden. Eine Motorumrüstung kann zu einem System mit einem oder zwei Tanks führen. Bei einem Tank erfolgt die Zumischung von Diesel bei tieferen Temperaturen, beim Zweitanksystem gibt es einen Tank für Diesel, mit dem der Motor warm gefahren wird, und einen Tank für das Öl, das nach genügender Aufheizung verbraucht wird.

 

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